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  Johanna D.: Die Geschichte einer starken Frau
1905 begann für das junge Mädchen Maria Johanna D., das einfach nur Hanna gerufen wurde, der Ernst des Lebens: Die Einschulung stand bevor. Bis 1913 besuchte sie die Volksschule Leipzig. Normaler Weise endete danach die Schulzeit für Mädchen in diesem Alter. Denn im frühen 20. Jahrhundert waren dann die Mütter für die Erziehung der Töchter zuständig. Weiterführende Schulen standen fast nur dem männlichen Nachwuchs offen. Doch Hanna hatte Glück. Ihre Eltern schickten sie noch zwei Jahre auf die Carolaschule, eine der wenigen städtischen höheren Schulen für bürgerliche Mädchen.

1915 schaffte es Johanna D., direkt im Anschluss an die Schulzeit eine Lehrstelle zu finden. Vermutlich haben ihr ihre Eltern dabei geholfen. Bei dem Unternehmen Steinmetz & Lingner begann sie die Ausbildung zur Kontoristin. Ihre Lehrmeister waren mit ihrer Arbeit zufrieden und übernahmen sie nach Ende der Lehre im Jahre 1917.

In dieser Zeit muss Johanna D. ihren ersten Ehemann, den Kriminalpolizeioberwachtmeister Max Paul O., kennengelernt haben. Am 6. September 1919 heirateten die beiden. Doch die Ehe stand unter keinem guten Stern. Anfang des Jahres 1925 verklagte Paul O. seine Frau und beantragte, die Ehe zu scheiden. Der Vorwurf: Johanna würde durch "hartnäckige und böswillige Verweigerung des ehelichen Geschlechtsverkehrs die Ehe zerrütten".

Doch die couragierte junge Frau ließ diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen und reichte eine Widerklage ein. Sie widersprach nicht, dass sie ihren Mann auf Distanz hielt. Aber dafür gab es auch einen guten Grund. Paul hatte ein Liebesverhältnis mit Elsa Klara Charlotte B., der Tochter des Vermieters. Bei der Befragung durch das Gericht verweigerte Elsa die Aussage mit der Begründung: "es könne ihr zur Unehre gereichen". Das Gericht legte das als Schuldeingeständnis aus.

Darüber hinaus hielt Johanna O. einen Brief von ihrem Noch-Ehemann in den Händen, der inzwischen nach Brasilien gereist war. In diesem Schreiben äußerte sich Paul so positiv und liebevoll über seine Frau, dass das Gericht in der Urteilsbegründung vermerkte, Paul habe "die der Beklagten in der Klageschrift zur Last gelegten Verfehlungen kaum mehr als so ehezerrüttend empfunden, dass ihm die Fortsetzung der Ehe nicht zuzumuten wäre".

Die Ehe wurde dennoch geschieden. Doch nicht auf Pauls, sondern auf Hannas Wunsch hin. Die Richter erkannten an, dass Paul mindestens eine "grob ehewidrige Beziehung" geführt hat. "Durch solche hat der Kläger die durch die Ehe begründete Treuepflicht gröblich verletzt und wie der Beklagten ohne Weiteres zu glauben ist, eine so tiefe Zerrüttung des ehelichen Verhältnisses der Parteien verschuldet, dass der Beklagten die Fortsetzung der Ehe nicht zugemutet werden kann." Somit endete Hannas Ehe am 9. Juni 1925. Vier Tage später erfuhr sie durch ihren Anwalt von der Entscheidung.

Nun musste Johanna O. wieder selber für sich sorgen. Doch zum Glück stellte ihr ehemaliger Arbeitgeber Steinmetz & Lingner sie erneut ein. 1927 wechselte Hanna zum Unternehmen Strumpf-Eulitz, das sie leider vier Jahre später wegen einer Krankheit verlassen musste. In den folgenden Jahren erlebte sie wie alle anderen Leipziger die Wirren der NS-Zeit und des Zweiten Weltkrieges. Doch privat gab es einen Lichtblick. Sie lernte ihren zweiten Ehemann Ernst K. kennen und lieben und heiratete ihn.

Auch nach dem Krieg blieb Johanna ihrer Heimat treu. Schon 1945 trat sie dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund bei, aus dem bald die Deutsche Einheitsgewerkschaft der DDR wurde. Danach jedoch verlieren sich die Spuren ihres Lebens. 1972 listet die Abrechnung des Rentenbescheids die Witwenrente mit auf. Also war Ernst vor Hanna gestorben. Ihre letzten Jahre verbrachte sie im Altenpflegeheim Sonnenschein in Leipzig.

Dort hat man sie als eine sehr feine Dame in Erinnerung, die sich bis zum Schluss selbst versorgt und gepflegt hat. Sie hatte sich fest vorgenommen, im Geiste immer jung zu bleiben. Ihr Jungbrunnen: jeden Morgen nach dem Aufstehen ein Glas Buttermilch. Hanna war eine Frau, die immer mit der Zeit gegangen ist. Sie ist viel gereist, hat sich auch im hohen Alter immer mal wieder verliebt. Diese charakterstarke und mutige Frau wusste, was sie wollte. Um das Leben bis zum Ende bewusst wahrzunehmen, führte Hanna bis zu ihrem Lebensende Tagebücher. Kurz nach ihrem 100. Geburtstag verstarb sie friedlich. Ein bewegtes Leben in einer Stadt – alles andere als langweilig.
 

 

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SinnLeffers: Simon Gruenewald
 
Liebe Museums-Besucher,

herzlich willkommen im ersten und bislang einzigen Online-Museum Leipzigs! Hier erhalten Sie ebenso unterhaltsame wie informative Einblicke in die jüngere Geschichte Leipzigs. Denn die Exponate dieses Museums kommen von Ihnen, liebe Leipziger. Sie spiegeln unterschiedliche Bereiche des Alltagslebens wider und zeigen aus ganz individuellen Perspektiven die Entwicklungsgeschichte Leipzigs seit 1900.
Dieses Online-Museum ist kein fertiges Projekt, sondern eine lebende Institution, die täglich wachsen soll.

Daher meine Bitte:
Wenn Sie Bilder, Filme oder Tondateien über das Leipziger Alltagsleben besitzen, dann leihen Sie uns diese Dokumente bitte für einige Wochen. Machen Sie mit und werden Sie Museumsstifter!


Ich wünsche Ihnen viel Freude beim virtuellen Rundgang durch "Heimat Leipzig", dem Museum von Leipzigern für Leipziger.


Ihr Simon Grünewald,
Geschäftsleiter
SinnLeffers Leipzig

 
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SinnLeffers: Leipziger gegen Kinderhunger
  1.000 Euro für die Caritas

Hungernde Kinder gibt es nicht nur in der dritten Welt. Auch in Deutschland, auch in Leipzig, leiden Kinder unter der Armut ihrer Eltern. Der Unterschied: in Deutschland wird ihnen täglich geholfen. So im Familienzentrum der Caritas in Leipzig-Grünau. Dort erhalten bedürftige Kinder jeden Tag eine warme Mahlzeit.
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Promi-Interview: Dr Cathrin Friedrich
 
freiberufliche Historikerin und seit 2002 Geschäftsführerin im Vorstand des Leipziger Geschichtsvereins e. V.

Frau Dr. Friedrich, wie kam es dazu, dass Sie sich im Leipziger Geschichtsverein engagieren und was interessiert Sie an der Geschichte Leipzigs besonders?
Mein Engagement im Leipziger Geschichtsverein   e. V. kam mit einem konkreten Projekt, für das ich institutionelle Unterstützung brauchte – ein historisches Theaterspektakel, verbunden mit einer interaktiven Ausstellung im Leipziger Osten. Der damalige Vereinsvorstand griff die Idee bereitwillig auf und übernahm die Trägerschaft. Das ist schon einige Jahre her, leider wurde aus dem Projekt nichts, weil die von der Stadt zugesagten Fördermittel nach vielen Monaten Arbeit dann doch nicht flossen. Aber da saß ich bereits im Vorstand des Leipziger Geschichtsvereins und hatte gemerkt, dass die Zusammenarbeit mit anderen Leipzig- Interessierten – auch und gerade wenn nicht alle "Profis" sind – großen Spaß macht. Sie eröffnet auch ganz andere Möglichkeiten, als wenn man nur im Elfenbeinturm der Wissenschaft arbeitet. Vereinsarbeit lässt Geschichte lebendig werden.

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Diskutieren Sie im Forum über die Exponate, das Museum und die Neuzugänge. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!
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Unsere Museums-Stifter
 
Wir danken folgenden Personen und Institutionen für ihre Exponate, die sie unserem Museum zur Verfügung gestellt haben:

Alten- und Pflegeheim "Sonnenschein", Frau Müller (Ergotherapeutin) und Frau Willi (Heimleiterin)
Helga Brachmann
Gerhard Becker
Caritas Leipzig
S. Fritsch
Helga und Horst Galle
Angelika Hillert
Angelika Kriehmig
Ruth Lehmann
Manuela Michels
Eberhard Pilot
Eva Pilot
Dieter Quaas
Marco Schulze, Leipzig-Seiten
Karin Sia
SinnLeffers Leipzig
Stadtwerke Leipzig
Jens Weber, Aufsichtsrat 1. FC Lok Leipzig
Ingeborg Wilhelm
U. Willi
Schwester Christa Winkler

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